Touch Poeme V

Inspiriert von Yoko Onos Übung “Touch Poem V”, die sie in ihrem Buch “Grapefruit” beschreibt, hat Alan das Musikspiel “Touch Poeme V” ins Leben gerufen. Kurz gesagt ging es in diesem Musikspiel darum, die Wände durch abtasten,-klopfen, streichen, oder, oder… klanglich wahrzunehmen. Die Klänge, die jeweils entstanden sind, haben wir per Sprachaufnahmen in einer Rocketchat-Gruppe zusammen mit Bildern und jeweils einer kurzen Beschreibung zur Beschaffenheit der Wand gesammelt. Eine genaue Beschreibung der Übung findet ihr in einem Eintrag auf unserem Blog: TOUCH POEM von Yoko Ono – klanglich – MUSIKMUßE (uni-hildesheim.de)

Das Wort “Musikspiel” ist ein zentraler Punkt der Übung. Denn neben “Musik” hat uns das “Spielen” im Bezug zur Muße beschäftigt. Spielen, im Sinne von, wie Kinder ihre Spiele spielen, eine Bezeichnung von Muße? Keine Erwartungen haben, wie Kinder den Moment nutzen, Einfällen und Ideen nachgehen und selbst überrascht sein vom Ergebnis.

~ raufaser Tapete ~

~ Leona ~
Touch Poeme V hat sich bei mir sehr schnell wie ein Spiel, bei dem man jedoch nicht verlieren und nichts falsch machen kann, das einfach Spaß macht, angefühlt. Zuerst war ich noch darauf bedacht zu gucken, ob die Sprachnachricht gut geworden ist, zu überlegen, wie ich aus der Wand am besten die Klänge herauskitzle, aber spätestens bei der zweiten Wandstelle, habe ich nicht mehr darüber nachgedacht, sondern einfach gemacht, gelauscht, genommen, was sich ergab, gespielt. Und es war immer wieder eine Überraschung, wie sich die neu entdeckte Wand(stelle) anhörte, wie sich das Geräusch veränderte oder entwickelte, wenn ich meine Technik änderte. Irgendwann war ich komplett von dem Spiel eingenommen, immer auf der Suche einer neuen Wand(stelle) und ich war jedes Mal aufgeregt, wenn ich eine gefunden hatte.

Nach dem Einkaufen auf dem Dachbodenflur vor meiner Wohnung entdeckte ich oder eher bemerkte ich die Wände dort zum ersten Mal. Sofort stellte sich Vorfreude und Aufregung ein. Also los, los, schnell in die Wohnung Taschen abstellen, Handy herauskramen, wieder raus auf den Flur und das Spiel spielen. Ich war sehr glücklich über meine neue Wandentdeckung, über die Klänge, die entstanden. Auf dem Weg zurück in die Wohnung, hörte ich mir die Audio nochmal an und auch die Beiträge aller Mitspieler*innen, gespannt darauf, was sie in der Zwischenzeit entdeckt hatten. Und dann wurde ich ganz schnell aus dem Spiel zurück in die Realität geholt: in all der Eile und Aufgeregtheit hatte ich meinen Schlüssel innen in der Wohnung vergessen und stand vor verschlossener Tür. Mist.

~ großer Kalender auf buntem Tuch auf weißer Raufasertapete ~

~ Lea ~
Auch ich habe dankend die Einladung zum Spielen angenommen. Ich bin die meiste Zeit meines Tages in meinem WG Zimmer, in der Küche versorge ich mich mit Nahrungen und auch der Weg ins Badezimmer wird mehrmals am Tag beschritten. Alles um mich herum nehme ich als fast selbstverständlich wahr, es ist mein Alltag. Durch meine sehr ähnlichen und oft wiederholenden Tätigkeiten hat sich ein Trott eingestellt, den ich machnachmal als bedrückend wahrnehme. Daraus ausbrechen ist leichter gesagt als getan, ich will mich selber überraschen, spontan sein und am liebsten jeden Tag etwas Neues entdecken.

Wie geht das? – Es könnte mit Spielen funktionieren. Alt bekannte Gegenstände neu arrangieren oder damit experimentieren. Das hat Alan durch seine Einladung zum Wände erforschen und sie dabei klanglich wahrzunehmen bei mir erreicht. Ich bin mit meinem Handy durch alle Zimmer gelaufen und habe nach spannenden Geräuschen gesucht.

Ich habe den Wänden Aufmersamkeit gegeben, die tatsächlich nicht oft da ist, ich meine es sind Wände, was soll ich denen meine Aufmerksamkeit schenken. Aber ich habe festgestellt, wenn ich es tue, dann schenken sie mir etwas. Freude, Spaß, ein Lächeln, etwas Neues und ein Austritt aus meinem Trott.

Probiert mal etwas Neues? Kommt aus eurem Trott und rein ins Spielen und damit vielleicht rein in die Muße. Wie klingt eure Wand?