Hulla Hulla Hoop. Hulla Hulla Muße?

Mein HullaHoop begleitet mich schon mein ganzes Projektsemester. In der Geburtsstunde dieses Projektes hat Alan gesagt “woow da ist ein HullaHoop, kannst du das? Ich bzw. meine Kinder haben auch einen. Lass da unbedingt etwas draus machen.”

Seitdem hängt er an einer Schrankecke im Hintergrund, in den Pausen wird er kurz um die Hüfte geschwungen, tut sich aber sonst als buntes Accessoire in der kleinen Kachel hinter mir auch gut. Talea und ich wollen es dann angehen, du hast einen Reifen, ich habe einen Reifen, lass und gucken was passiert. Also trafen wir uns eines sonnigen Tages auf der großen Plattform BBB. Was passiert wussten wir beide nicht, aber das Thema stand: Hulla Hulla Muße.

~ Du und Ich und der Reifen ~

Talea hat den Reifen von ihrer Mitbewohnerin ausgeliehen und fragte mich dann wie das geht. Ja wie geht das überhaupt?

Ich habe in meinen Anfangszeiten den Reifen oft vor lauter Frustration wieder weggelegt, weil meine Hüfte sich nicht im selben Takt wie der Reifen bewegen wollte. Die erste erfolgreiche Umdrehung war schon der reinste Erfolg (wie ihr im Video bei Talea gut erkönnen könnt: Kaum zu glauben, aber in den ersten Sekunden des Videos können wir teilhaben an Taleas ersten, erfolgreichen Hulla Umrundungen, und die Freude danach – das ist Authentizität) Vor dem tatsächlichen Hullan haben wir uns über Muße unterhalten und ich habe mich gefragt, ob beim Hullan Muße eintritt. Mein erster Impuls war nein. Ich hulla zwischendruch, mal eben kurz oder lang vor einer Serie um meinen Rücken zu stärken oder Bauchmuskeln heraufzubeschwören. Es ist immer eher ein nebenbei, ich habe mich bis jetzt noch nie ausschließlich dem Hullan gewidmet. Bis jetzt. Und dann doch.

Der Tag war anstrengend, ich saß viel, meine Augen auf den Bildschirm gerichtet. Ich bin müde und kaputt, alles in mir schreit nach Bewegungen und Schlaf gleichzeitig. Ich widerstehe dem Drang mich ins Bett zu legen und schnappe mir den Reifen. Mein Zimmer ist dunkel, bis auf eine Kerze die auf dem Schreibtisch angezündet ist. Und dann schwinge ich meine Hüften. Ich gebe meinem Kopf einen Leerlauf, ich muss nichts mehr denken, weil mein Körper sich schon wie von alleine bewegt. Wenn der Reifen weiter runterfällt kommen automatisiert drei schnelle Bewegungen und er ist wieder oben. Durch die gleichmäßigen Bewegungen habe ich nicht nur mein Gewissen beruhigt mich an dem Tag noch zu bewegen, sondern ich habe meinen Kopf in einen Zustand des Nichtstun gebracht, obwohl ich was getan habe. Ist das verständlich? Ich habe gemerkt, dass mein Gehirn die Erlebnisse des Tages verarbeiten konnte, wie Schnabel sagt war ich mit etwas höchst Sinnvollem beschäftigt: “unbewussten Aufräumarbeiten im Gehirn” (S.118).

Der Reifen hat mich in einen bewussten Zustand des Tagträumens gebracht. Wie mir Schafe zählen hilft beim Einschlafen, hilft mir offensichtlich Hullan mich in einen Tagträumerzustand zu versetzen. Die Dynamik des Reifenes hat die Dynamik meines Gehirns angestoßen.

Denn beim Tagträumen ebenso wie im Schlaf oder im Koma muss das Gehirn nicht auf “Input” von außen reagieren, sondern kann sich vorwiegend seiner inneren Dynamik überlassen

Ulrich Schnabel, muße, S.120

Also kann ich jetzt die Frage beantworten Talea: jaa beim Hullern bin ich in einem Mußezustand, ich muss mich nur trauen den äußeren Input auszuschalten, um so alles geschehen zu lassen was in meinem Kopf passieren möchte.

Hullat ihr noch oder mussallt ihr schon?

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