Macht Muße glücklich?

Alternativ könnte man vielleicht auch fragen: steht unsere Erwartung und unser Perfektionismus der Muße im Weg?

Ich habe vor einiger Zeit die Frage gestellt, ob Muße glücklich macht, und kehre seitdem immer mal wieder zu der Frage zurück.

Natürlich, und das macht es so schwierig, haben beide, die Muße und das Glück, persönliche und individuelle Aspekte, die ich als Einzelperson nicht für alle verallgemeinern kann.

Meiner Meinung nach, aber vielleicht hoffe ich es auch nur, macht Muße glücklich.

Das Zitat von Schnabel, hat mich da bestärkt.

“Die Muße könnte man daher auch so definieren: Als Kunst, nicht ständig unseren (eigenen oder eingeredeten)

Wünschen hinterherzurennen, sondern auch einmal stehen zu bleiben und das Glück des Augenblicks genießen zu können.”

Schnabel 2010, S. 45

Alan hat mich auch darauf hingewiesen, dass Aristoteles sagt:

Muße enthält: Vergnügen, Glück und glückseliges Leben in sich selber.

Aristoteles, Politik, Kapitel 8,

Muße macht also glücklich ist aber nach Schnabel an bestimmte Voraussetzungen gebunden. Das ist so wie ich ihn verstanden habe, das Lösen vom Erwartungs- und Leistungsdruck.

An dieser Stelle versuche ich mal einen Bogen zu den Musikspielen zu schlagen. Ich habe mittlerweile an Verschiedenen teilgenommen und habe festgestellt je mehr Erwartungen ich habe, mit denen ich diese Musikspiele beginne, desto anstrengender ist das Spielen auf dem Instrument für mich, auch wenn es Spaß gemacht hat. Andersherum ausgedrückt, die völlige Erwartungslosigkeit, die Haltung ” Mal sehen was passiert” lässt für mich Muße erst zu. Die völlige Erwartungslosigkeit zu zulassen und auch keine Erwartungen an meine Mitspielenden zu haben viel mir manchmal schon schwer.

Wenn ich mir erlaube auch Fehler zu machen, und des nicht perfekt sein muss, oder schön oder andere Attribute, vielleicht auch nützlich (man könnte an dieser Stelle bestimmt viele Adjektive ergänzen) kann sich bei den Musikspielen Muße einstellen.

Besonders ist es mit bei den letzten Klavierspielen aufgefallen. Wir haben zusammengespielt, aber im Vorfeld darüber geredet, wie es uns geht, natürlich in Corona Zeiten vielleicht das Smalltalk Thema schlecht hin.

Aber das fand ich rückblickend sehr schön, ich habe mich von der Erwartung getrennt gut spielen zu müssen, immer alle Töne der Tonart entsprechend zu spielen, und beide Hände gut und sinnvoll koordiniert zu kriegen.

Das Trennen von dieser Erwartung, und das Fehlen von einer Art Leistungsdruck, hat für mich den Moment zur Muße gemacht. Diesen Augenblick konnte man genießen.

Schnabel sagt und das hat mich besonders an die Erwartungen-Enttäuschen- Übung von Andi erinnert,

Muße funktioniert nur wenn wir uns keinen Druck machen, beziehungsweise Druck von außen nicht zu lassen.

Vielleicht ist das ja ein anfängliches Schlusswort.

Vielleicht haben ja auch andere die Erfahrung gemacht, ich muss mich erst von der Erwartung lösen und dann kann ich Muße genießen?

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