Man sagt nicht „Was“ sondern „Wie Bitte“ …ist Muße?

Auf den Muße-Diskurs referierend und einsehend, dass sich die mit ihr beschäftigenden Forschungseinheiten wortwörtlich für diese einsetzen und Fragen beantworten (wollen) „Warum wir für mehr Muße streiten sollten“, so kann man klar eine Tendenz erkennen, die für den so umstrittenen Muße-Begriff wirbt. Gegenüber steht dieser Muße-Tendenz  eine andere Tendenz oder man könnte fast sagen, dass der „anderen“ die Muße-Tendenz erst zuschulden ist. Diese „andere“ Tendenz ist die bekannte, arbeitsorientierte Gesellschaft, welcher der “Leistungswahn“ und „Arbeitsfetisch“ zugeschrieben wird. Vielleicht irre ich mich auch, vielleicht ist dem nicht so! Aber dann stelle ich mir die Frage: Wieso sonst, wenn nicht den unmittelbaren Umständen und Zuständen zuschulden, wird dieser Diskurs so leidenschaftlich aufrecht erhalten? Etwa nur, um einen Diskurs weiterzuführen, den Aristoteles und andere antike Philosophen führten und in diesem rein philosophischen Diskurs zu verbleiben und aufzugehen? Es besser zu machen und sagen, was die Muße ist?

So scheint es mir persönlich nicht. Mir scheint er kein rein von philosophischen Wünschen ausgehender Diskurs zu sein und erst recht keiner, der rein von solchen Menschen geführt wird, die sich als Philosoph*innen verstehen und nur in dem Kreise der Philosoph*innen bleiben wollen. Und wenn dem ursprünglich doch so ist, so empfinde ich trotzdem eine Sehnsucht seitens dieser Philosoph*innen den Diskurs nach Außen zu tragen. Der Wunsch über Muße zu sprechen scheint für mich einer, welcher vor Allem vor dem Hintergrund unserer unmittelbaren und realen Lebensumstände heraus entsteht. Wir sind hier, aber nicht da! Aber wir wollen’s endlich alle -wieder oder endlich mal lernen- das hier sein! Genau hier, einfach sein. Und gerade aus diesem Grund, weil die Muße ein Gegenstand zu sein scheint, der uns alle was angeht, den wir alle wollen und er interdisziplinär, individuell, zeitgemäß, international und vor Allem interkulturell von Interesse ist, sehe ich in ihr sehr wenig Potential, wenn sie lediglich auf die Frage „WAS“ reduziert wird. Wohin führt dieser Diskurs, wenn er lediglich erfragen will, was diesem Begriff, was dieser Praxis, was diesem Zustand, der Muße TATSÄCHLICH zugrundeliegt? Zeigt nicht bereits Aristoteles’ dogmatischer Ansatz, versuchend Muße und ihren Sinn und Zweck, ihr gutes und schlechtes, ihr vermeintlich echtes Wesen und dem, wie MAN(N) sich diesem zu Nutze machen MUSS, dass ein solcher Diskurs zum Scheitern verurteilt ist? Zum Scheitern in einer sich als modern bezeichnenden Gesellschaft, die eigentlich versucht kategorisierenden, limitierenden, ausgrenzenden Ansätzen ein Ende zu setzen? Ich persönlich, will aufhören „was“ zur Muße zu sagen. Ich mache es mir jetzt zur Gewohnheit nur noch „wie bitte“ zu sagen, wie man’s mir beigebracht hat.

Wie bitte, Muße? Was sagtest du? Du bist hier? Wo? Und wieso? Und warum? Und wie soll ich dich verstehen? Und wann kommst du wieder?

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht unter Tagebuch. Lesezeichen für Permalink hinzufügen.