Metzler Lexikon Philosophie: Muße

“M. ist in der Antike die von privaten und öffentlichen Geschäften freie Zeit (lat. otium). M. ist die Voraussetzung für Philosophie und Wissenschaft, in ihr kann sich der Mensch der theoria, der Schau der höchsten Erkenntnisgegenstände, widmen und so zu einem glücklichen Leben gelangen. Während in der Antike M. das Privileg derjenigen ist, die durch Besitz und Sklaven, im Unterschied zu den »Banausen«, von Lohndiensten entlastet sind, tritt in der Neuzeit der Begriff der Arbeit in den Vordergrund. Der Mensch wird begriffen als Produkt seiner Arbeit (Marx) und bindet sein Selbstverständnis an die durch ihn erbrachte zweckgebundene Leistung. Als komplementärer Begriff erscheint nun die Freizeit, wobei diese wiederum in der modernen Gesellschaft zu einer instrumentalisierten und organisierten Veranstaltung wird. Demgegenüber erscheint eine Neubesinnung auf die Bedeutung der M. notwendig, als eines zweckfreien Raums, in dem der Einzelne sich aus der gesellschaftlichen Vereinnahmung herausnehmen und auf sich selbst besinnen kann.” (https://www.spektrum.de/lexikon/philosophie/musse/1369 [15.04.21], vgl.: J. Pieper: Muße und Kult. 81989.)