Zeitloser Muße-Sonntag- ein versagender Plan- ein Erfolg

Sonntage sind für mich seit jeher- (was schön klingt, als wäre ich schon uralt und weise) – gefürchtet.

Weil mir als Kind diese Erwartung, die auf einem freien Sonntag, auf diesem „Familientag“, lag, schon zu viel war. Weil dort etwas erlebt werden sollte, aber bitte nicht zu viel, irgendwie sollte sich auch erholt werden, gleichzeitig gut gegessen, lange geschlafen, ewig lange Radtouren und Familienbesuch, und am besten immer alles gemeinsam. „Freizeit“. Nicht  direkt im aristotelischem Sinne, sondern eher im Sinne von : alle haben zusammen gemeinsame freie Zeit.

Und außerdem fand ich Tage, and denen man sich nicht spontan was im Supermarkt kaufe konnte, doof. So viele Erwartungen, die jetzt, wo ich grade übergangsweise wieder eine Zeit bei meinen Eltern wohne, auf mich einprasseln.

Besonders an einem Muttertag, der auch die vom Wetterbericht mal verlässlich angekündigten und deshalb von allen noch fünfach ersehnten 25 Grad Sonne bringt.

Die ersten warmen Tagen lassen mich immer in geschlossenen Räumen im Kreis rennen, ich will sofort ins Wasser. (Vielleicht mein Mußeort?- ich glaube es ja, jetzt ist es für müßiges rumtreiben lassen auf dem Rücken allerdings noch etwas zu kalt, schon probiert)

Aus all dieser Erwartung erwuchs der Plan des Uhr-Wegpackens. Vielleicht konnte mir ja das näher an zu meiner Muße bringen, die doch eigentich so gut in Sonntage passt? Keine festgelegte Start- und vor allem keine Endzeit, kein irgendwo irgendwann sein müssen.

Ich weiß nicht genau- woran es lag, aber der Plan ging kein bisschen auf: Es kam nichtmal Langweile auf, kein Nicht-planen-wollen, keine erhoffte Zeitlosigkeit der Momente. (Da haben wir sie wieder, die Erwartung)

Sondern eher das Gefühl, alles dauert zu lange, mir bleibt nicht genug Zeit zum denken und Nicht-denken.

Ich habe mich den ganzen Tag beeilt, auch beim rumsitzen.

Ein Verdacht ist auf jeden Fall, dass ich meine Definitionen von Muße und Freizeit durcheinanderbringe und vermische?

Das Gefühl des andauernden Hinterfragens der aktuellen Situation herrschte vor, alle fünf Minuten in mich reinhorchen, ob es sich grad richtig anfühlt, hier zu sein und wie lange ich Dinge noch tun möchte- eine Art Anti-Routine.

Kurz habe ich mir gewünscht, im Zug zu sitzen, der mit einer Verspätung von schon 90 Miunten irgendwo im Wald steht und man keine Ahnung hat, wanns weitergeht. Aber nur kurz.

So ging der Tag vorbei, der natürlich trotzdem herrlich war, nur halt nicht mein erhoffter Mußetag.

Und dann setzte ich mich kurz vors Haus, als ich eigentlich schon entschieden hatte, schlafen zu gehen.

Alle Vögel legten los, untermalt vom ersten Maikäfersummen. Ich war so zwischen wach und ab und zu schon eingeschlafen, Habe gemerkt, das mein Gehirn auf Hochtouren arbeitet und gleichzeitig nichts tun, das ganze mit einem einbauten Filter, der alles leicht und gut durchdacht erscheinen lässt. Wie es wahrscheinlich nur an lauen Sommerabenden funktioniert.

Nichts-müssen.

Ich glaub, ich wiederhol das Experminet nächste Woche…

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